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„Hey, lass einen trinken auf Jesu Tod!“, meinte heute ein Freund zu mir und ich lächelte amüsiert. Dabei ist diese Aussage doch recht makaber. Schwarzer Humor, für manch einen unpassend und nicht angebracht. Man stößt auf das Leben eines anderen Menschen an, gerade und besonders dann, wenn er gestorben ist. In diesen Momenten erinnert man sich an die bleibenden gemeinsamen Momente und versucht auf diese Weise die Trauer um den geliebten Menschen zu bewältigen.

Wer kommt da auf die Idee, auf den Tod eines anderen Menschen anzustoßen? Was für ein Mensch muss da gestorben sein, dass man auf seinen Tod anstößt? Ein Tyrann? Ein zutiefst verachtenswerter Mensch? Ein Mensch, um den es nicht schade ist? Ganz so klingt es doch im ersten Moment.

Jetzt ließe sich die Vermutung äußern, dass besagter Freund in Jesus vielleicht genau einen solchen Menschen sieht. Vielleicht ist es für ihn mit einer gewissen Genugtuung verbunden, auf den Tod dieses Menschen anzustoßen. Doch erscheint mir das doch stark an der Intention dieser Aussage vorbeizugehen. Es würde mich wundern, sollte mein Freund tatsächlich ein solches Bild von Jesus haben.

Also doch nur ein makabrer Scherz ohne weitergehenden tieferen Sinn.

Doch davon vollkommen unabhängig, was nun die eigentliche Intention dieser Aussage war, führen mich die durch sie ausgelösten Irritationen zu einigen Überlegungen.

Denn wenn ich über diese Worte nachdenke, halten sie in ihrer Schlichtheit doch den Kern dessen bereit, was für einen Christen Quintessenz des Karfreitagsgeschehens ist: An Karfreitag erinnern wir uns an den Kreuzestod Jesu. Es ist ein Tag der Trauer, für seine Anhänger damals und für Christen heute. Es ist ein Tag des Erinnerns, dass kein Mensch fehlerfrei ist, dass jeder Schuld auf sich geladen hat. Und manche Schuld wiegt so schwer, dass kein Mensch sie uns von den Schultern nehmen kann. Der Kreuzestod Jesu jedoch, zeigt uns, dass es eben doch jemanden gibt, der uns unsere Schuld von den Schultern nehmen kann. Mehr noch, der sie auf seine eigenen Schultern nimmt und trägt. Er erträgt sie, wie groß sie auch sein mag, oder wie klein. Und er macht es in solch weitreichender Konsequenz, dass es ihn das Leben kostet. Aber nur, weil er diese letzte Konsequenz annimmt und sich ihr nicht verwehrt, wird daraus ein Opfer, dass Gültigkeit durch die Zeiten hinweg erlangt.

Und an dieser Stelle wird mir deutlich bewusst, dass wir allen Grund haben, auf Jesu Tod anzustoßen. Es mag makaber bleiben, doch ist es der Tod Jesu, der das Zeichen göttlicher Barmherzigkeit ist. Und auch wenn wir trauern, dass er am Kreuz den Tod finden musste, weil wir Menschen uns immer wieder schuldig machen, im Großen und im Kleinen, so sollten wir doch auch nicht aus den Augen verlieren, dass wir allen Grund zur Dankbarkeit haben, weil Gott uns in Jesu Tod in barmherziger Vergebung gegenübertritt.
Und so hebe ich mein Glas und stoße an auf den Tod Jesu!

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