Es war 17.31 Uhr. Das sagte zumindestens die Uhr im Cockpit. Er warf seine braune Lederjacke achtlos auf den Rücksitz und startete den Motor. Zumindestens wollte er das. Ein Rattern und Klacken war zu hören, doch ansonsten tat sich nichts. Genervt drehte er den Schlüssel zurück und versuchte es erneut. Gleiches Spiel.
Nachdem der Motor auch nach dem fünften Versuch nicht anspringen wollte, langte er auf den Rücksitz, schnappte sich seine Jacke und lief hinüber zur Straße. Es war viel Verkehr und es war nass. Den ganzen Tag schon hatte es geregnet und der Himmel war grau und wolkenverhangen gewesen. Nun regnete es immer noch, doch die vielen Lichter der Straßenlaternen, Geschäfte und Autos tauchten die Straße in blitzendes Licht.
Ein Taxi hielt vor ihm an und er sprang auf den Rücksitz.
»Wo soll’s denn hingehen?«, der Taxifahrer, ein älterer Mann mit kratzigem, ergrauendem Bart und schütterem Haar drehte sich zu ihm und lächelte ihn an.
»Kastanienhalde 17«, gab er zur Antwort und schaute sich in dem etwas schmuddeligen Innenraum des alten Merzedis um. Die Lederbezüge waren bereits etwas abgewetzt und an manchen Stellen zerrissen. Es roch nach Zigarretenqualm und Hund. Auf dem Amaturenbrett sammelten sich Schokoeifiguren und am Rückspiegel hingen mindestens ein Dutzend Glücksbringern. Für einen Moment fragte er sich, ob er sich vielleicht lieber ein anderes Taxi nehmen sollte, da waren sie auch schon unterwegs.
Sein Blick glitt erneut auf die Rückbank. Da lag ein neuer Regenschirm. Sah ganz danach aus, als hätte ihn ein anderer Fahrgast vergessen.
»Dreckiges Schietwetter heute, was!«, der Taxifahrer schaute ihn durch den Rückspiegel an und lächelte wieder. Er hatte eine Zahnlücke. Sein rechter oberer Eckzahn fehlte, was ihm ein verwegenes Erscheinungsbild verlieh. »Richtiges Herbstwetter. Aber mir ist es lieber, wenn die Sonne scheint. Dann sind alle fröhlicher und ziehen nicht so ne Schnute.«
Er schaute aus dem Fenster. Die Passanten auf den Gehwegen eilten an ihnen vorbei. Jeder wollte möglichst schnell heraus aus diesem ekligen Nieselregen, dessen Feuchtigkeit mit der Zeit bis auf die Haut zog und die Kleidung klamm und ungemütlich werden ließ. Ein Mädchen zerrte am Arm ihrer Mutter. Sie wollte unbedingt in den Spielwarenladen, doch die Mutter ließ sich nicht erweichen und zerrte das strampelnde Kind weiter den Gehweg entlang.
»Hör’n Sie mir überhaupt zu?«
Er fuhr aus seinen Gedanken auf und schaute nach vorne. Sie standen an der Ampel und der Taxifahrer hatte sich zum ihm umgedreht.
»Was?«
»Ich fragte, ob Sie auf dem Weg nach Hause sind.«
»Ja. Ja.«
»Und erwarten Sie da Frau und Kinder?«
Er nickte in Richtung Ampel.
»Es ist grün!«
»Sie leben allein. Sind Sie glücklich?« Der Taxifahrer fuhr an und sie setzten ihren Weg über die nassen Straßen der Stadt fort. Langsam ließen sie die Innenstadt hinter sich und fuhren durch wie ausgestorben daliegende Wohnvierteln. Nur die erleuchteten Fenster der Häuser verrieten, dass hier Menschen lebten.
»Fahren Sie mich einfach nach Hause und lassen Sie mich in Ruhe!«
»Ist Ihnen die Frage unangenehm? Sie müssen sie nicht beantworten. Aber Sie machen auf mich keinen wirklich glücklichen Eindruck.«
Er murmelte etwas unverständliches.
»Reden Sie ruhig mit mir. Wir sind ja unter uns!«
»Nein. Ich bin nicht glücklich. Ich fühle mich beschissen, wenn Sie es genau wissen wollen! Jeden Tag fahre ich zur Arbeit, tue, wofür ich bezahlt werde, und fahre Abends wieder nach Hause. Und heute ist der krönende Tag meines langweiligen Lebens. Mein Chef hat mir angekündigt, dass das mit der Beförderung nichts wird, auf meinem Schreibtisch stapeln sich doppelt so viele Erledigungen wie sonst, weil mein Kollege mal wieder krank ist. Ich frage mich, wann er eigentlich gesund ist. Und als ich dann heute nach Hause wollte, ist auch mein beknacktes Auto nicht angesprungen. Jetzt sitze ich in einem verdreckten Taxi und muss dem Geschwätz eines nervtötenden Taxifahrers lauschen, der mich auch noch dazu bringt, das alles zu erzählen!«
Der Taxifahrer lächelte.
»Hat das gutgetan?«
Verdutzt starrte er dem Mann auf den Hinterkopf.
»Ja«, antwortete er leise.
»Sehen Sie. Es ist nicht gut, wenn man mit niemandem über die eigenen Sorgen und Nöte spricht. Sie sollten öfters mit jemandem darüber reden. Sonst sammelt sich das alles an und Sie ersticken irgendwann daran.«
Sie bogen in den Hopfenpfad ein. Zwei Straßen weiter lag die Kastanienhalde. Sie waren fast am Ziel.
»Ich wollte Sie wirklich nicht beleidigen«, entschuldigte er sich.
»Ach was. Mir ist doch schnuppe, was Sie über mich denken. Hauptsache, Sie lassen ihren Frust raus. Das macht dann Zehn Fuffzig.«
Sie waren da.
Er nahm seine Jacke, reichte dem Taxifahrer einen Zwanziger nach vorne und stieg aus dem Auto.
»Danke«, sagte er und schlug die Tür zu.
Der Taxifahrer schaute ihm lächelnd nach. Als er die Haustür aufgeschlossen hatte und ins Haus gegangen war, stand das Taxi immer noch da. Er winkte ihm zu. Der Alte zwinkerte und fuhr davon.
Leise fiel die Tür ins Schloss. Er ging an die kleine Bar im Wohnzimmer, nahm die alte Flasche Whiskey und schenkte sich ein.
So schlecht war der Tag eigentlich gar nicht gewesen.

B: Du die Lesung von eben, die war ein ganz schöner Hammer. Da hieß es bei Paulus: Die Zeit ist kurz. Das ist mir in letzter Zeit ziemlich deutlich geworden. Da sind Menschen gestorben, die aus meiner Sicht noch echt viel Zeit gehabt hätten. Da hatten wir gestern das Gespräch mit Herrn Brombach vom Hospiz, wo Menschen ständig vor der Zeit sterben. Die das vorher wissen. Er hat erzählt, dass viele sich noch Wünsche erfüllen oder die Zeit ganz intensiv erleben.

A: Da bekommt der Spruch Carpe diem doch nochmal `ne ganz andere Bedeutung. Jetzt gilt es zu leben, was ich jetzt nicht mache, das mach ich nie mehr, oder das fehlt am Ende des Lebens. Carpe diem –

B: Stimmt, die Zeit ist kurz, vor allem, wenn es um unser eigenes Leben geht ist die Zeit ziemlich begrenzt. Früher als Kind kam mir immer alles ewig vor und heute rennt die Zeit – da muss man wirklich sehen, dass man alle wichtigen Erfahrungen und Erlebnisse noch unter bekommt.

A: Da sind wir ja einer Meinung, es gilt die Zeit zu nutzen, die wir haben. Neben allem, was so notwendig ist und scheint, das Leben nicht zu vergessen. Aber Paulus sagt ja nicht nur, die Zeit ist kurz. Das ist auch keine sonderliche Erkenntnis. Da muss man noch nicht mal an das Weltende dabei denken, wie Paulus das getan hat, sondern guckt sich einfach mal in seinem Umfeld um. Da wird einem schon genug vor Augen geführt, dass die Zeit kurz ist. Was mich vielmehr reizt ist das, was Paulus danach schreibt. „ Daher sollen von jetzt an die, die Frauen haben, sein, als hätten sie kenne, und die, die weinen, als würden sie nicht weinen, und die, die sich freuen, als würden sie sich nicht freuen und die, die etwas kaufen, als würden sie es nicht besitzen, und die, die von der Welt Gebrauch machen, als würden sie sie nicht gebrauchen.“

B: Alles also nur noch halb so toll?! Sich nicht ordentlich freuen dürfen? Nicht ordentlich weinen? Keine Beziehungen leben? Das klingt alles ganz schön schal, nach Einheitsbrei, nach langweilig. So, als ob alles, was Spaß macht, was einen Menschen ausmacht und ihn zum Fühlen bringt, nicht richtig wäre. Nicht freuen, nicht weinen, keine gescheite Beziehung – na, wenn man sich endlich mal gefunden hat, dann muss man sich doch lieben! Und wenn etwas wirklich traurig ist, dann kann ich nicht so tun, als ob es nicht so wäre! Wenn es das ist, was Paulus da meint, dann hat der doch nie richtig gelebt!

A: Dann müssen wir hier wohl nochmal genauer hinsehen. Vielleicht rollen wir das Ganze nochmal von hinten auf. Denn die Gestalt dieser Welt vergeht. Paulus guckt vielleicht gar nicht von: Die Zeit ist kurz, sondern von „Die Welt vergeht.“ Fangen wir von hinten an und ändern mal die Blickrichtung: Denn diese Welt vergeht – gucken wir mal von einem anderen Ende auf ein Ereignis, das wichtig ist im Leben. Wo Emotionen mit im Spiel sind, wo etwas dran hängt.

B: Vielleicht die Prüfungen jetzt fürs Studium? Wochenlang sind auch die Leute hier im Haus echt aufgeregt. Manche sind auch ganz cool, aber wenn Prüfungszeit ist, dann ist die Laune und die Luft schon echt speziell im Haus.Ja, vielleicht gucken wir mal genau da drauf. Erst mal normal: Wie geht Dir das bei Prüfungen?

A: Ich denke, Prüfungen und auch sonst viele Ereignisse im Leben lassen sich in drei Teile teilen: Davor – mittendrin – danach.
Also am Anfang geht es mir meist so, dass ich denke: …
Und dann, wenn ich mittendrin in der Prüfung, der Klausur stecke: …
Und wenn ich fertig bin, ein Ergebnis habe, dann kommen die große Freude und manchmal leider auch die große Enttäuschung. Dann ist heile Welt oder großer Verlust.

B: Mh, also genau solche Gefühle, wie Paulus die schildert.

A: Aber ich stell dann noch was fest. Gerade wenn ich auf das Abi zurück gucke, dann wird mir das total bewusst: ein Semester später ist die Prüfung voll klein geworden. Da steht schon wieder Neues vor der Tür. Da ist die Prüfung ein wichtiger Teil in deinem Leben und doch wird dir klar, es ist ein Stück von dem was dein Leben ausmacht, aber längst nicht alles.

B: Da hast Du recht. So geht mir das auch mit vielen Ereignissen, Erlebnissen: bei mir war es das Examen, da hab ich mich tierisch verrückt gemacht und heute ist es echt nur eine Episode. Eine wichtige zwar, aber längst nicht das, was mein Leben bestimmt.

A: Oder manchmal ist es auch, wenn man was tolles kauft – erst muss es das unbedingt sein. Ohne kann man kaum leben und dann, wenn es da ist gibt man vielleicht auch ein bisschen damit an und zeigt das neue Teil. Nach einer Weile ist es dann aber gar nicht mehr so spektakulär.

B: Also von hinten auf ein Ereignis drauf geguckt, verändert sich mitunter die Sichtweise. Vielleicht wäre Paulus so besser übersetzt:

Deshalb darf es in der Zeit, die uns noch bleibt, beim Verheirateten nicht die Ehe sein, die sein Leben bestimmt; beim Traurigen darf es nicht die Traurigkeit sein und beim Fröhlichen nicht die Freude. Wer etwas kauft, soll damit umgehen, als würde es ihm nicht gehören, und wer von den Dingen dieser Welt Gebrauch macht, darf sich nicht von ihnen gefangen nehmen lassen.“

A: Ich verstehe Paulus Satz nun eher als eine Einladung – mein Leben mal von woanders her aus anzusehen. Nicht mitten drin, voll geschäftig und in allen Gefühlen eng verstrickt, sondern mal mit ein bisschen Abstand in einem anderen Licht.
Das ist eine gute Übung, so für den Alltag – wenn der überhandnimmt, Gefühle sehr groß werden.

B: Das stimmt. Das ist eine gute Übung um Abstand von den Dingen zu bekommen und sie für das eigene Leben gerade zu rücken. Aber Paulus schreibt das ja auch mit einem Hintergrund.

A: Dass die Welt bald zugrunde geht?! Toller Blickwinkel.

B: Naja, damit hat er wohl schon gerechnet. Aber auf eine ziemlich besondere Art. Dass Christus auf die Welt zurückkommt.

A: Das hieße dann, er versucht von Gott aus auf die Welt zu gucken. Also von da, was hinter all unseren Erlebnissen steht: einer, der sie in der Hand hat? Oder der unser Leben lenkt.

B: Ich denke, ein bisschen ist es schon so. Also, was hinter der Freude steckt – hinter dem Weinen, hinter der großen Prüfung. Gott, als der, der hinter allem steht.

A: Aber jetzt müssen wir nochmal genau lesen – es geht nicht in dem Text um die Dinge an sich – das Freuen, das Weinen, das Besitzen – sondern um den Menschen, dem das alles wiederfährt. Der Freude erlebt, der Beziehungen erlebt, der Zerrissenheit und Vollkommenheit in sich spürt.
Es geht also darum, dass wenn wir uns freuen oder traurig sind, dass wir nicht aus dem Auge verlieren, dass das scheinbar offensichtliche nicht alles ist, sondern dass uns nicht nur ausmacht, wie wir uns freuen, trauern, für Prüfungen lernen, was wir besitzen, sondern, dass da noch mehr ist.

B: Oder positiov gesagt, dass wir sind, was wir sind. Ganz unabhängig davon, in welcher Situation wir uns gerade befinden. Weil Gott bei uns ist und er uns immer so sieht, gnädig und liebevoll und ohne die Scheuklappen, die wir uns manchmal aufsetzen, die unseren Blick einengen.

A: Du, sag mal, weißt du eigentlich, wie lange wir hier schon quatschen!? Die Zeit ist kurz, haben wir doch am Anfang gesagt.

B: Stimmt! Es gibt noch viel zu erleben.

A+B: Amen.

In Zusammenarbeit mit der Repetentin des Collegium Philippinum.

Paulus steht alleine da. Laura geht zu ihm und spricht ihn an.

L: Bist du nicht Paulus? Ich habe von dir ja so einiges gehört. Aber, was ich nicht verstehe, ist, dass du erst so ein überzeugter Jude warst und die Christen gehasst und verfolgt hast. Und dann bist du plötzlich einer der Anführer der Christen geworden. Was hat deine Einstellung so verändert? Welches Erlebnis hat dich so stark beeinflusst?

P: Ja. Ich war ein Christenhasser. Ich war fest davon überzeugt, dass Jesus nicht der Messias war. Und jeder, der das behauptete, war für mich ein Lügner und Betrüger. Für mich waren Jesus und seine Anhänger Hochstabler. Tja, und dann eines Tages – Ich war auf dem Weg nach Damaskus – geschah etwas, dass mir die Augen geöffnet hat. Meine Gefährten und ich wurden von einem hellen Licht geblendet. Wir warfen uns zu Boden und versuchten unsere Augen zu schützen. Und dann hörte ich eine Stimme –

L: Das hab ich anders gehört. Ich dachte immer, nur du hättest das Licht gesehen.

P: Ach! Ja, ich weiß. Das ist aber gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was ich eigentlich sagen möchte. Lässt du mich weiter erzählen? Vielleicht merkst du dann schon selbst, was das Wichtige an diesem Erlebnis für mich war!

L: Ok.

P: Nun. Also ich hörte diese Stimme und sah das helle Licht. Es war Jesus, der zu mir sprach: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Ich fragte ihn: „Herr, was soll ich tun?“ „Geh weiter nach Damaskus. Dort wirst du erfahren, was in Zukunft deine Aufgabe ist!“, gab er mir zur Antwort. Doch als ich aufgestanden bin, war ich wie geblendet. Meine Gefährten mussten mich führen, denn ich konnte nichts sehen.

L: Ja. Diese Geschichte kenne ich auch. Aber ich verstehe immer noch nicht. Du bist blind geworden?

P: Ah! Ich verstehe. Manche sagen, Jesus habe mich mit Blindheit bestrafen wollen, weil ich ihn und seine Anhänger verfolgt habe. Aber so darfst du das nicht verstehen. Kennst du das, wenn du eine Nachricht bekommst, die dich total vom Hocker wirft? Wenn du deine Umgebung gar nicht mehr richtig wahrnimmst, weil du so sehr auf diese eine Sache konzentriert bist?

L: Hmm.

P: Jedenfalls mir ging es in diesem Moment so. Ich war so überwältigt von der Wahrheit über Jesus. Ich war vollkommen durcheinander! Alles, woran ich geglaubt hatte, alles, was meine tiefste Überzeugung gewesen war, wurde über den Haufen geworfen. Ich war so sehr damit beschäftigt, meine Gedanken zu ordnen, das Erlebte zu verarbeiten, dass ich nichts von meiner Umgebung wahrgenommen habe. Von daher war ich in gewisser Weise wirklich blind.

L: Und dann warst du davon überzeugt, dass Jesus Gottes Sohn ist?

P: Ja. Aber nicht nur das. Ich habe vor diesem Erlebnis die Christen verfolgt, aber mein einziger Antrieb war der Hass. Ich habe sie verachtet. Die Begegnung mit Jesus hat meine Einstellung zum Leben verändert. Ich habe meine Kraft und Energie nicht länger aus meinem Hass gezogen. Sondern ich habe Kraft aus der Liebe geschöpft. Jesus hat sich mir zugewandt, obwohl ich seine Anhänger verfolgt habe. Er hat mir seine Liebe entgegengebracht und daraus habe ich so viel mehr Kraft schöpfen können, als aus meinem eigenen Hass. Freundschaft, Vertrauen. Da steckt so viel mehr Energie drin, als in Hass und Gewalt.

L: Also hat Jesus diese Erkenntnis herbeigeführt?

P: Ja. Er hat mir die Augen geöffnet.

L: Aber wird denn jeder von Jesus angesprochen? Mir ist kein Licht erschienen und ich habe auch keine Stimme gehört! Wie soll mir Jesus die Augen öffnen?

P: Oh! Erwarte nicht, dass Jesus dir mit großem Tamtam über den Weg läuft. Er kann dir auf viele verschiedene Weisen begegnen. Mose ist Gott im Dornbusch erschienen. Mir hat sich Jesus als helles Licht offenbart. Aber es müssen nicht so außergewöhnliche Begegnungen sein. Die meisten Begegnungen mit Gott sind eher unscheinbar. Vielleicht begegnet er dir in einem Bild, das du anschaust. Vielleicht zeigt er sich dir im Gesang der Vögel. Es kann auch sein, dass du Jesus in einem anderen Menschen begegnest – also durch einen anderen Menschen Gottes Nähe erfährst.

L: Ich kann Jesus also jederzeit begegnen?

P: Ja. Du brauchst nur aufmerksam durchs Leben zu gehen. Aber eine Möglichkeit der Begegnung mit Gott gibt es noch. Das Gebet. Wenn du betest und dabei wirklich in dich gehst, kannst du Gott begegnen, kannst du mit ihm sprechen.

L: Wirklich?

P: Ich kann es dir nicht versprechen. Aber vielleicht versuchst du es heute Abend einfach mal. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es das Angebot, zu beten. Ich werde auch da sein und wenn du willst, bete ich auch mit dir zusammen.

Wie kann ich ein guter Mensch sein und gleichzeitig Ich sein?
Wie kann ich ein gerechter Mensch sein und gleichzeitig meinen Wünschen Rechnung tragen?
Wie kann ich ein Christ sein und gleichzeitig meinen Zweifeln Gehör schenken?
Das sind Fragen, die ich mir immer mal wieder stelle, über die ich nachdenke. Und die Antworten fallen jedes Mal ein bisschen anders aus. Je nachdem, in welcher Situation ich mich gerade befinde. Und ich denke, dass das nicht nur mir so geht.
Ich habe mir überlegt, wann ich mir diese Fragen stelle und bin zu dem Schluss gekommen, dass es dann ist, wenn irgendetwas anders wird, wenn etwas Neues beginnt oder Dagewesenes verschwindet. Also immer dann, wenn ich mich mit Veränderungen auseinandersetzen muss.
Als ich das für mich herausgefunden hatte, stellte ich fest, dass Stephie und Peter sich in genau einer solchen Situation befinden. Beide sind vor etwa einem halben Jahr neu in unser Dekanat gekommen und befinden sich immer noch in einem Prozess der Eingewöhnung.
Ich weiß nicht, ob sie sich genau diese Fragen stellen, die ich mir in solchen Momenten stelle, aber ähnlich sind sie bestimmt.

Ein guter Mensch, das ist jemand, der sieht, was mit Anderen los ist, was in ihnen vorgeht. Ein guter Mensch steht Anderen bei und unterstützt sie.
Stephie und Peter zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass sie beide ein Interesse am Menschen haben. Sie gehen mit Offenheit und Herzlichkeit auf Andere zu.
Sie beide haben ihren ganz individuell geprägten Glauben und leben ihn nach ihrer Überzeugung.
Das liefert Reibungspunkte. Das greift die Frage auf, wie ich gleichzeitig auch ich sein kann neben dem Gut-Mensch-Sein. Und ich denke, dass hier die Antwort darin liegt, die Reibungspunkte zuzulassen und sie sogar zu nutzen, sich gegenseitig zu bereichern. Ja, ich glaube sogar, dass ich erst dadurch ein guter Mensch werden kann, wenn ich mich von anderen unterscheide und es zu Reibungen kommt. Das ist nicht immer einfach und manchmal denke ich, dass ich, um ein guter Mensch sein zu können, das Ich-Sein zurückstellen muss. Und dann hilft es mir zu wissen, dass es anderen auch so geht und dass Gott mich auf jeden Fall so annimmt, wie ich bin, mit all meinen guten und schlechten Seiten.
Stephie ist eine äußerst kommunikative Person und es gibt immer irgendetwas, über das man mit ihr reden und diskutieren kann, aber man kann mit ihr eben auch über solche Themen sprechen und es wird schnell klar, dass sie dabei sehr ehrlich ist.
Peter scheint mir dazu eine wunderbare Ergänzung zu sein, denn so wie ich ihn bis jetzt erlebt habe, ist er eine Person, die gut vermitteln kann, zwischen Menschen, ihren Meinungen und Überzeugungen, gerade dann, wenn es unterschiedliche Standpunkte gibt.

Ein gerechter Mensch, das ist jemand, der ein Gefühl dafür hat, was richtig und was falsch ist, was gut und was schlecht ist, um anderen gerecht zu werden.
Die Aufgaben hier im Dekanat erfordern von Stephie und Peter unterschiedliche Qualifikationen und Gaben. Gaben, die es ihnen ermöglichen das zu sein – ein gerechter Mensch.
So versteht sich Stephie hervorragend auf Organisation und Vorbereitung, ob es nun Seminare, Projekte oder einfache Treffen sind. Manchmal merkt man ihr die „Lehrerin“ an, aber auch das ist nichts perse Schlechtes. Im Gegenteil: Dadurch, dass sie darauf schaut, was falsch läuft, kommt es zu Verbesserungen.
Peter hat die Gabe, sich für einzelne Zeit zu nehmen, um sie darin zu unterstützen, ihre eigenen Begabungen zu erkennen und zu fördern. Damit wird er nicht nur zu einem Vorbild für Konfis, sondern auch für Jugendliche über den Konfiunterricht hinaus. Zusätzlich zeichnet ihn aufgrund seines Werdegangs eine ganz bestimmte Lebensweisheit aus, die es ihm ermöglicht Antworten auf Fragen zu haben, die uns beschäftigen.
Aber gibt es nicht auch Wünsche? Wünsche, die dem Gerechten-Mensch-Sein im Weg stehen?
Ja, ich glaube schon. Wir haben bestimmte Vorstellungen und Ideale, nach denen wir leben oder leben wollen und denen manchmal das Gerechte-Mensch-Sein im Weg steht. Ich merke das immer dann, wenn ich das Gefühl habe, etwas nicht zu wollen, was scheinbar aber richtig und gerecht ist. Vielleicht, weil es für mich selbst nachteilig ist?
Und auch hier hilft mir wieder die Gewissheit, dass es anderen ganz ähnlich geht und dass es auch vollkommen natürlich – ja, ich behaupte gottgewollt – ist, die eigenen Wünsche manchmal über das Gemeinwohl oder die Gerechtigkeit zu stellen. Davon ausgehend fällt es mir viel leichter eine Ausgewogenheit zu schaffen und mich mit dem Widerspruch aus Gerechtigkeit und Wunsch zu arrangieren.

Betrachten wir nun den Bibeltext, den Stephie und Peter sich zu ihrer Einführung ausgesucht haben, heißt es da:

»Dient einander,
ein jeder mit der Gabe,
die er empfangen hat.«

So kann ich also sagen: Ein Christ, das ist jemand, der Anderen seine Gaben, die ihm Gott gegeben hat, zur Verfügung stellt, damit die Gemeinschaft daran wachsen kann.
Der Text sagt aber auch, dass wir unterschiedliche Gaben von Gott empfangen haben, weil das die Vorraussetzung dafür ist, dass wir aufeinander angewiesen sind und voneinander lernen können, dass jeder seine eigene Bestimmung und seinen eigenen Platz in der Gemeinschaft hat.
Hier vorne ist inzwischen ein Berg aus Geschenkkartons entstanden. Einige sind beschriftet mit Gaben die ich in Stephie und Peter sehe. Das sind die Gaben, die sie mitbringen und die wir schon kennengelernt haben.
Andere Kartons tragen noch keine Beschriftung, aus dem einfachen Grund, dass wir noch gar nicht alle Gaben kennen, die Stephie und Peter haben.
Für mich ist das kennzeichnend dafür, dass die beiden ihren Platz in unserer Gemeinschaft noch nicht entgültig gefunden haben.
Damit sie ihren Platz finden können, ist aber jeder von uns gefragt. Jeder von uns muss seinen eigenen Platz ein wenig verändern, damit für Stephie und Peter Platz entsteht.
Das kann dann zu Schwierigkeiten führen, wenn der eine oder die andere das Gefühl haben, dass ihnen ihre Plätze streitig gemacht werden. Und an so einem Punkt kann es zu Zweifeln kommen. Wenn Gott mir doch meinen Platz gegeben hat, wieso muss ich ihn dann verändern, nur weil jemand neues dazu kommt?
Die einfache Antwort ist, eben weil jemand neues dazu kommt.
Und so nutzen wir doch einfach unsere Gaben, die Gott uns gegeben hat, um miteinander zu wachsen an Gemeischaft und Erfahrung. Damit lebendig bleibt, was uns so viel Kraft geben kann: Der Geist Gottes in uns.
Amen.

Es ist schwer einen Anfang zu finden, für das, was ich an dieser Stelle gerne einmal sagen möchte. Vieles an Weihnachten und der vorweihnachtlichen Zeit gefällt mir nicht. Werbeslogans wie »Weihnachten wird unter’m Baum entschieden!« machen mich wütend und ich frage mich, wie abgestumpft dieses wunderbare Fest, das so eine wundervolle Nachricht vermitteln möchte, geworden ist. Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit, wenn der Stress überhand nimmt und jeder noch schnell irgendetwas fertig machen will, ist die Stimmung doch eher wenig besinnlich und vielmehr unruhig.
Doch während ich mich in den letzten Wochen intensiv mit der Weihnachtsgeschichte und ihren Hintergründen auseinandergesetz habe, ist mir doch eines sehr klar und deutlich geworden. Auch damals war eine unruhige Zeit vor Weihnachten. Maria und Josef erwarteten ein Kind und mussten zugleich eine beschwerliche Reise nach Bethlehem unternehmen. Die Hirten saßen, wie jeden Tag auf der Weide, sorgten für ihre Schafe und wussten doch selbst nicht, wie sie den nächsten Tag überleben sollten. Rebellen versuchten sich gegen die römische Besatzung und die herodianische Unterdrückung aufzulehnen. Kurz, es herrschte ähnlich wie heutzutage Unruhe und keine vorweihnachtliche Besinnlichkeit.
Die Leute fühlten sich ausgeblutet, hatten vielleicht keine Hoffnung mehr und die Zuversicht verloren. Uns geht es vergleichsweise gut, doch fühlen wir uns nicht auch vielleicht sogar gerade vor Weihnachten ausgeblutet, gehetzt und gestresst?
Mir jedenfalls geht das so und ich steuere stehts mit einem mulmigen Gefühl auf Weihnachten zu. Stelle fest, dass ich absolut nicht in weihnachtlicher Stimmung bin und auch die Weihnachtsmärke mich mehr stressen als besinnlich stimmen. Erst wenn Heilig Abend dann wirklich eingetreten ist, wir um den Baum sitzen und es uns gemütlich gemacht haben, Gottesdienst, Essen und Geschenke auspacken hinter uns gebracht haben, merke ich, wie ich wirklich zur Ruhe komme, glücklich bin und neue Kraft tanken kann.
Und es ist faszinierend, wie passend sich die Weihnachtsgeschichte dazu verhält. Sie sagt keinesfalls, dass jetzt alles gut ist, alles wunderbar und toll, dass alle Sorgen und Nöte verschwinden. Die Weihnachtsgeschichte sagt eines ganz deutlich: Gott wendet sich den Menschen zu, schenkt ihnen Hoffnung und Zuversicht – aber vorallem Kraft! Die Kraft, um einen Neubeginn zu wagen, sich aufzuraffen und das neue Jahr in Angriff zu nehmen. Bis der Akku wieder leer ist und das nächste Weihnachtsfest vor der Tür steht.

In diesem Sinne und mit diesen kurzen Gedanken wünsche ich euch von Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Wo auch immer ihr es feiert, mit wem auch immer ihr die Festtage verbringt, lasst euch aufladen mit neuer Kraft und Energie, damit das neue Jahr kommen kann.

Rentier als Weihnachtsbaum

 

Himmelwärts geht es abwärts. Der Weg nach oben führt bergab. Wer dem Gipfel entgegen strebt, wird im Tal landen. Doch wer dem Flusslauf folgt, wird irgendwann den weiten Ozean erreichen.
Das Streben nach dem Mehr lässt uns das Wesentliche oft aus den Augen verlieren. Nicht das Unerreichbare ist, wonach wir uns sehnen. Unser Sehnen geht vielmehr um einfache Dinge, die nicht unerreichbar sind.
Der Weg zum Ziel ist kein gerader Weg. Der Weg zum Ziel ist kein aufsteigender Weg. Zum Himmel geht es bergab.

Himmelwärts geht es abwärts. Wahre Bereicherung geschieht durch Verlust. Er ist es, der uns erkennen lässt, worauf es wirklich ankommt. Er ist es, der uns prägt und vorwärts bringt.
Auch wenn wir in den schlechten Momenten und Situationen nicht erkennen, was an ihnen so gut sein soll, kommt das Verstehen doch mit der Zeit, wenn man Abstand gewonnen hat und wirklich zurück schauen kann.
Dann erkennt man, dass gerade diese Momente, Situationen und Erfahrungen einen zu dem gemacht haben, der man nun ist. Und man fängt an zu begreifen, welche Bereicherung das Schlechte und Negative für das Leben darstellen. Es wird das Schlechte ins Gute verkehrt und das Negative ins Positive. Dieses Wissen, dieses Begreifen ermöglicht es, auf ganz neue Weise mit Problemen und Schwierigkeiten umzugehen. Es entsteht die bewusste oder vielleicht auch nur unterbewusste Gewissheit, dass das Schlechte, dass das Negative sein Gutes und Positives hat.
Dadurch werden Schwierigkeiten und Probleme im ersten Schritt ertragbarer und im zweiten Schritt wird es leichter, sie zu überwinden und tatsächlich in den eigenen Problemen, Sorgen und Nöten schneller und einfacher oder leichter eine Chance für sich selbst und das eigene Leben zu sehen.
Denn wenn ich weiß, dass die Probleme, die ich hatte, sich im Rückblick als Bereicherung herausgestellt haben und ich deshalb davon ausgehe, dass die Sorgen, die mich zur Zeit umtreiben und beschöftigen, sich in der Zukunft ebenfalls als Bereicherung darstellen werden, kann ich sie vielleicht schon jetzt, da ich sie noch habe, als genau das sehen – eine Bereicherung für mein Leben.
In dem Moment, in dem ich es schaffe, diesen Schritt zu gehen, verlieren meine Sorgen und Probleme zwar nicht an Brisanz, aber doch an Schärfe. Wenn ich es schaffe, meine Probleme als Chancen wahrzunehmen, eröffnen sich mir so neue Wege und Möglichkeiten. Und deshalb geht es himmelwärts bergab.

Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es verdammt nochmal wissen müssen. Was war nur mit mir los? Wieso hatte ich es nicht gesehen, als es noch Zeit gewesen wäre? Wieso?
Konstantin machte sich Vorwürfe und das aus gutem Grund. Sie hatten ihm gesagt, dass es schwierig werden würde. Dass man nicht einfach dort hineinspazieren konnte und wieder verschwinden. Aber Konstantin hatte ja seinen Dickkopf unbedingt durchsetzen müssen. Das hatte er nun davon.
Er saß auf einem Stuhl im Verhörraum des Polizeireviers und wartete darauf, dass einer von diesen verfickten Bullen endlich mal seinen Arsch zu ihm bewegte, um ihm die typischen und langweiligen Fragen zu stellen. Es musste ja alles nach Vorschrift laufen. Die Indizien sprachen zwar alle gegen Konstantin und man hatte ihn auf frischer Tat ertappt, aber trotzdem musste ein Verhör geführt werden. Schließlich wollten diese Hundeficker wissen, warum er das denn getan hatte. Was er sich dabei gedacht hatte und wieso ausgerechnet heute, hier und jetzt.
Alles so langweilige und unwichtige Fragen. Sollten sie ihn halt einfach einbuchten. Dann konnte er wenigsten in Ruhe schlafen. Hier, auf diesem beschissenen Plastikstuhl war an Schlaf nicht zu denken.
Wahrscheinlich standen sie hinter diesem vermalledeiten Spiegel und beobachteten, wie er sich langweilte. Erstmal den Täter zappeln lassen, damit er dann ja auch genau die Antworten gibt, die man haben will. Schließlich warten zuhause Frau und Kinder.
Konstantin betätigte den Knopf des Mikros und blickte fest in die Augen seines Spiegelbildes.
„Ihr könnt das Theater jetzt beenden. Kommt her, stellt mir die Fragen, die ihr mir stellen wollt und dann sind wir alle glücklich und zufrieden.“
Keine Reaktion. Nein. Das hätte ja auch scheiße ausgesehen. Das hätte ja bedeutet, dass sich ein Bulle von nem Straftäter herumkommandieren lässt. Nein, jetzt musste Konstantin erst nochmal ein paar Stunden warten. Vermutlich bestellten sie sich jetzt ne Pizza und spielten Skat, um sich die Zeit zu vertreiben.
Elende Hurensöhne. Spasten. Bullenschweine. Dann hatten sie halt keine Frau und Kinder. Die waren vom zweiten Schlag. Ledig, geschieden oder verwittwet. Kein Privatleben also wird der Beruf dazu gemacht. Karrieregeile Einzelgänger. Lange Beziehungen – Fehlanzeige. Denen ging es um die nächste Beförderung, Versetzung zum BKA oder sonst so nem Bullenverein.
„Lasst mir ein Pizzastück übrig. Ach, und nen Kaffe könnt ihr mir auch noch mitbringen, wenn ihr dann in“, er schaute auf die Uhr, „zweieinhalb Stunden eure fetten Ärsche in dieses wunderschöne Zimmer bewegt.“
Wieder keine Reaktion. Natürlich nicht. Bullen ließen sich nicht reizen, nicht wenn sie gerade Pizza aßen und einem Straftäter beim Warten zuschauten. Das war besser als Kino und umsonst, nein besser noch, man wurde sogar dafür bezahlt.
Konstantin seufzte und begann damit mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln. Direkt vor dem Mikro. Das musste so ein richtig schönes nerviges Geräusch im Beobachtungszimmer hervorrufen. Problem war nur, sie konnten den Ton abdrehen.
Das hatten sie wahrscheinlich jetzt auch gemacht. Na dann. Dann würde er halt warten. Er hatte ja Zeit. Dafür hatten sie ja gesorgt, diese Fretchen im blauen Anzug.
„Herr Fritsch?“, erschallte plötzlich eine Stimme hinter ihm und er wirbelte herum.
Da stand ein alter Mann mit eingefallenen Wangen und schütterem Haar. Seine knorrigen Hände stützten sich auf einen Gehstock und sein gebeugter Rücken wirkte, als ob er gleich zusammenbrechen wollte. Doch seine Augen – Da fress mich doch der Sonstwer – seine Augen waren so wach, dass ihr intensiver Blick schmerzte.
„Herr Fritsch? Herr Konstantin Fritsch?“, fragte der Alte und lächelte freundlich.
„Ähm. Ja?“ War er jetzt verrückt geworden? Wo kam dieser Alte her und was wollte er von ihm?
„Ich komme, um Ihnen zu sagen, dass Sie jetzt gehen müssen. Es ist an der Zeit.“
„Wie? Was? Wiebitte? An der Zeit? Für was?“ Konstantin war verwirrt. Seit wann hatte er nichts mehr getrunken? Fünf Stunden oder waren es doch sechs? Sein letztes Essen musste mindestens sieben Stunden zurückliegen. Wahrscheinlich hatte er einfach nur Hunger.
„Wir brauchen Sie. Es ist an der Zeit für einen Umbruch. Es ist an der Zeit, etwas Neues zu beginnen.“
„Ich…ähm. Haben Sie vielleicht etwas zu Trinken für mich?“
Der Alte schüttelte den Kopf.
„Später.“
Konstantin schloss die Augen, kniff sich fest in den Arm und öffnete sie wieder. Der Alte stand immer noch da und stützte sich lächelnd auf seinen Gehstock.
„Gehen Sie jetzt. Wir erwarten Sie.“ Und als Konstantin einmal geblinzelt hatte, war der Alte verschwunden.
Er rieb sich die Augen und stützte sich auf dem Tisch auf. Was ging hier vor sich? Was geschah hier mit ihm? Wer war Wir und was wollten sie von ihm? Eine neue Zeit? Ein Umbruch? Er, was sollte er denn jetzt machen und wie sollte er jetzt gehen. Er saß im Polizeirevier und war in einem Verhörraum eingeschlossen.
Aber vielleicht – Er ging vorsichtig zur Tür und drückte die Klinke runter. Die Tür schwang auf. Coole Sache. Na dann gehen wir mal. Er eilte zu seinem Stuhl zurück und schnappte sich seine Jacke. Der Polizist vor der Tür war verschwunden.
Er konnte einfach nicht anders. Er öffnete die Tür zum Beobachtungszimmer und schloss sie wieder. Nach einem Moment des Überlegens öffnete er sie erneut und starrte ungläubig in das Zimmer.
Da saßen drei dicke Bullen, vor ihnen eine halb gefutterte Partypizza. Daneben ein Deck Karten und mehrere Flaschen Bier. Konnte das sein? Aber das Beste war, dass sie tief und fest schliefen.
Abgefahren, dachte Konstantin und schloss die Tür wieder, ehe er den Gang entlang rannte und nach mehreren Treppen in die verlassene Eingangshalle kam. Am Infoschalter war kein Mensch. Dabei sollte der 24 Stunden am Tag besetzt sein.
Was ist hier nur los? Träum ich, oder was?
Er eilte weiter druch die Drehtür und hinaus in die Nacht. Kein Auto, nichts. Niemand. Und er befand sich in Berlin. Diese Stadt war immer wach. Immer. Vor allem hier. Doch kein einziges Auto war auf der Straße unterwegs.
Auf dem Polizeiparkplatz stand ein – Ferrari??? Und die Fahrertür stand offen! Konstantin trat an den Wagen heran und schaute hinein. Selbst der Schlüssel steckte. Wie geil ist das denn!?
Er sprang hinters Lenkrad und schaltete den Motor ein. Mehrmals ließ er ihn aufröhren, ehe er den Rückwärtsgang einlegte und ausparkte. Dann auf die Gasse und Vollgas.
Hundert, Zweihundert. Die Straßenlaternen flitzten an ihm vorüber und die Ampeln interessierten ihn nicht. Doch nach mehreren Kilometern ohne auch nur eine Menschensseele gesehen zu haben, stoppte er und schaute sich mit gerunzelter Stirn um.
Plötzlich saß der Alte im Beifahrersitz.
„AHHHHHHHH!“, schrie Konstantin und verschluckte sich an seinem eigenen Schrei. „Was?“
„Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Es ist gut. Sie sind gegangen. Nun müssen Sie kommen. Kommen sie zu uns. Wir erwarten Sie schon sehnsüchtig.“
„Wo soll ich denn hin?“, fragte er verwirrt, doch der Alte war verschwunden. „Was ist denn das hier für ne Scheiße!“, brüllte er jetzt, „Wollt Ihr mich alle verarschen, oder was!?“
Er trat aufs Gas und der Ferrari sauste davon.
Es musste – es musste! – so sein. Sie steckten dahinter. Sie waren sauer, weil er ihre Warnungen nicht ernst genommen hatte und sein eigenes Ding gedreht hatte. Sie waren sauer, weil es wegen ihm schief gegangen war. Sie akzeptierten keine Fehltritte. Das musste es sein, das konnte es nur sein. Es gab keine andere Möglichkeit.
„Biegen Sie in 200 Metern links ab“, erschallte plötzlich die Frauenstimme des Navigationsgerätes.
„Ich werd hier noch verrückt!“, machte er sich Luft und fuhr demonstrativ nach rechts.
„Sie haben die falsche Route gewählt. Wenden Sie, um die Selbstzerstörungssequenz abzubrechen. 10. 9. 8.“
Konstantin trat auf die Bremse, dass die Reifen quietschten und riss das Lenkrad herum. Kaum hatte der Wagen eine 180° Wende hingelegt, trat er aufs Gas.
„Selbstzerstörungssequenz abgebrochen!“, teilte ihm die Frauenstimme mit.
Er atmete jetzt stoßweise. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Was hatten diese Bastarde mit ihm vor?
„In 50 Metern haben Sie ihr Ziel – Sie haben ihr Ziel erreicht. Bitte schalten Sie den Motor aus.“
Mit zitternden Knien stieg er aus und schaute sich um. Er war in einem Viertel etwas außerhalb. Hier standen die Villen der Reichen.
„Kommen Sie.“, ertönte die Stimme des Alten und Konstantin wirbelte herum. Der Mann winkte ihm von der Vortreppe eines Hauses zu. Hinter ihm stand die Tür offen. „Kommen Sie. Wir erwarten Sie.“
Zögernd trat er näher und folgte dem Alten ins Haus. Dieser führte ihn durch einen geschmückten Saal und weiter in ein großes Esszimmer. Hier saßen mehrere Personen um den Tisch. Sie waren ganz gemischt, jung, alt. Frau und Mann. Reich und arm. Alles schien vertreten.
„Willkommen!“, lachte der Alte und ließ sich am Kopf des Tisches nieder. Es war nur noch der Platz am anderen Ende des Tisches frei. „Willkommen in der Ewigkeit.“
Konstantin verstand nur Bahnhof und das sah man ihm wohl an, denn die versammelten Leute warfen ihm verständnisvolle Blicke zu.
„Die Zeit des Neuen, Herr Fritsch. Sie hat nun für Sie begonnen. Sie sind jetzt einer von uns. Sie sind tot.“

„Du machst einen Fehler!“, warnen wir unsere Mitmenschen gerne, um sie davor zu bewahren, einen Rückschlag oder eine Enttäuschung zu erfahren. Um sie davor zu bewahren, sich in Schwierigkeiten zu bringen. „Du machst einen Fehler!“
Doch kann diese Aussage wirklich stimmen? Kann ich wissen, was für dich falsch ist? Kann ich wissen, ob du einen Fehler begehst? Kann ich das?
„Na klar!“, sagt der eine und nickt eifrig, „Schließlich habe ich genug Lebenserfahrung, um das beurteilen zu können!“ Lebenserfahrung. Klar, natürlich. Die wird er haben, wenn er genügend Jahre auf Erden wandelt. Doch führt diese Lebenserfahrung zwangsläufig dazu, dass er beurteilen kann, was für dich falsch ist? Ist das so?
„Nein!“, meint der andere und schüttelt den Kopf, „Es ist seine Lebenserfahrung. Es sind seine ganz eigenen Erfahrungen, die er während seines Lebens gemacht hat. Er kann wissen, was für ihn richtig und was für ihn falsch ist. Er kann beurteilen, ob etwas, das er tut, ein Fehler ist.“
Eine interessante These. Aber ist sie richtig oder ist sie fehlerhaft?
Hier, an dieser Stelle, kommt ein weiterer Faktor ins Spiel. Ein Faktor, der da heißt Lebensphilosophie. Es kommt darauf an, was du selbst für eine Lebensphilosophie hast. Denn sie beurteilt, was für dich richtig und was für dich falsch ist.
Natürlich wird deine Lebensphilosophie von anderen beeinflusst. Und wenn einer zu dir sagt: „Du machst einen Fehler!“, so beeinflusst auch dies deine Lebensphilosophie. Du denkst darüber nach, ob dieser eine recht haben könnte. Und je nachdem zu welchem Schluss du selbst dann kommst, wirst du handeln.
„Du machst einen Fehler!“, sagt der eine und beruft sich dabei auf seine Lebenserfahrung und damit auf seine Lebensphilosophie.
„Du tust genau das Richtige!“, sagt der andere und beruft sich genauso auf seine Lebensphilosophie.
An dir ist es, aus diesen beiden Meinungen und Auffassungen eine eigene Meinung und Auffassung zu formen. Tust du das, so wirst du wissen, wo der Fehler liegt!

Sonnenwende der Dunkelheit, Winter, Kriev

Es gibt vieles, das sich ändert, und vieles, das ewig im Wandel ist, doch manches scheint immer gleich zu bleiben. So verhielt es sich auf lange Zeit mit der Magiergilde. Über Jahrhunderte hinweg lebte sie ihre Traditionen fort. Traditionen, die das Leben in der Gilde und der Gilde selbst sicherten. Doch nun offenbart sich, dass der Schein uns getrügt hat. Auch die Magiergilde wird sich ändern. Muss sich ändern, wenn sie überleben will.

Es waren die schlimmsten und schrecklichsten Geschehnisse, die uns übermannt haben und uns die Falschheit des Scheins aufzeigten. Wo die Magiergilde eben noch stolz und als Retter der Welt dastand, würde sie im nächsten Moment zum ausgestoßenen, verhassten Bastard.
Es fing damit an, dass Großmeister Algemias auf unerklärliche Weise verschwand und der einzige, der Auskunft darüber hätte geben können, schwieg. Es war das erste Anzeichen des Endes. Wenig später trat eine schreckliche Gegebenheit zutage. Wir verloren unsere magischen Fähigkeiten. Die energetische Präsenz der Götter verflüchtigte sich. Unser althergebrachtes Wissen über die Magie löste sich in Nichts auf.

Bis zum heutigen Tag läuft das Volk Sturm und belagert unseren Turm. Die Nahrungsvorräte gehen uns langsam zur Neige und es gibt keinen Ausweg. Wir wissen nicht, wohin. Wir sehen keinen Ausweg. Wir haben uns verloren. Wir sind am Ende! Die alterwürdige Magiergilde ist am Ende.
Wie konnte es soweit kommen? Wie konnte diese Unmöglichkeit geschehen?
Wir wissen es nicht. Die hohen Meister des Rates, die weisen Meister sind ratlos! In ihren Augen steht Unglauben. In ihren zitternden, alten Händen können sie ihren Stab nicht mehr halten. Die Novizen müssen sie stützen. Sie sind zu normalen, alten Herren geworden. Alte Herren in einem vollkommen überhöhten Alter. Gestern starb der erste der Alten – an Altersschwäche! An Altersschwäche! Mir selbst zittern die alten Hände, die Feder lässt sich nur schwerlich führen. Drum werde ich eine Pause einlegen, ans Fenster treten und das Chaos auf Krievs Straßen beobachten.

Schriftmeister Italias, Herr des Wortes

Sonnenwende der Dunkelheit, Frühsommer, Kriev
Katmos, Herr der Schatten, dunkler Fürst, Kaiser der Schwarzen Allianz

Der dunkle Fürst, der einst ein Mitglied des Rates der Weisen war, ist nun eine der größten Bedrohungen des freien Fremgards. Wie ist er zu solcher Macht gelangt?, fragt man sich.

In der Zeit, da die Große Unruhe das Land mit Krieg überzog, befand sich der junge Katmos im Alter von 14 Zeitenwechseln noch in der Ausbildung zum Magier. Sein Lehrmeister war kein geringerer als Algemias, der damals jedoch noch kein Großmeister war, auch hatte er noch nicht den Titel ‚Herr der Zeit‘. Katmos war ein fleißiger und wissbegieriger Schüler und es war klar erkennbar, dass er sich von den anderen Novizen abheben wollte. Er entwickelte heimlich seine eigenen Zauber, die zwar noch nicht mächtig, aber doch bösartig waren. Es gibt Berichte, dass er seine Mitschüler mit diesen Zaubern quälte. Unter dem Kollegium war er jedoch sehr beliebt.
So wurde er wohl das jüngste Mitglied im Rat der Weisen, als er seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Algemias selbst hatte ihn als Ratsmitglied vorgeschlagen.
Somit wuchsen Einfluss und Macht des jungen Magiers unaufhaltsam und als der Rat ihm die Aufgabe übergab, die Grenze gen Osten zu sichern, nutzte er diese Chance, um unbeobachtet und ungehindert von Großmeister und Rat, seine eigenen Pläne zu verfolgen.
Er baute sich mit Hilfe von Magie einen Turm hoch oben auf dem Berg Dyzom. Der Rat begrüßte diese Entscheidung, glaubte er doch, dass Katmos aus Sicherheitsgründen so nahe an Bar-Dyzom sein Heim eingerichtet hatte.
Anfänglich zeigte sich Katmos oft in der Zwergenfeste und vereitelte so manchen Angriff der Gegner aus dem Osten. Doch mit der Zeit wurden seine Besuche weniger und eines Tages, wohl 50 Zeitenwechsel nach seinem Einzug im Turm von Dyzom, stellten sich die Besuche ein. Was dann geschah, lässt sich nur erahnen. Doch hatte er sich wohl gänzlich der dunklen Magie verschrieben. Es heißt die dunkle Hexe Vivian habe ihn dabei stark beeinflusst. Zusammen lebten sie in diesem Turm, der bald der schwarze oder der dunkle Turm genannt wurde, und vertieften sich in die Magie der Dunkelheit und der Schatten.
Immer wieder erreichten Nachrichten den Rat, dass Zwerge spurlos verschwinden würden. Gerüchten zufolge war Katmos der Urheber dieser Vorkommnisse. So bekam Katmos den Namen ‚Herr der Schatten‘ und wurde schließlich vom Rat verstoßen und als Verdammter in seinem Turm eingesperrt.

Während die Welt um ihn herum von einem relativen Frieden beglückt wurde, schmiedete er seine Pläne weiter und suchte nach Zaubern, die ihn aus seinem Gefängnis befreien würden. Es gelang ihm schließlich vor wenigen Zeitenwechseln mit Hilfe von Doryens Amulett, welches er von seinen Gnomen hatte stehlen lassen. Doch hatte er einen Fehler gemacht. Er konnte nicht mehr in seinen Turm zurück und seine Frau, die Hexe Vivian, und ihre Tochter nutzten dies aus. Sie begannen ein Ritual, um dem Gott Khôrn eine irdische Gestalt und damit mehr Macht zu geben.
Hier traten nun zum ersten Mal die Fremden aus dem Geborgenen Land auf den Plan. Bolgar Weißbart, Herr des Lichts, und manch anderer aus dieser Gruppe begegneten Katmos. Er brachte Bolgar dazu ihre Körper zu vereinen und damit den Bann zu brechen. Katmos war nun ein Teil Bolgars und hatte seinen Körper aufgegeben. Sie töteten die Tochter und folgten der Hexe, die sich bereits in Khôrn verwandelt hatte, durch ein Portal in die steinernen Wälder. Hier wollte Katmos den aufstrebenden Dunkelelben Garintor zu Fall bringen und selbst die Macht übernehmen. Dabei war Bolgar ihm eine große Hilfe. Doch wieder machte er einen Fehler. Es gelang ihm nicht Bolgar im Endduell mit Garintor zusammen auszuschalten. Der Zwerg erkannte die Falschheit des dunklen Magiers und verbannte ihn aus seinem Körper. Somit war Garintor zwar besiegt, doch Katmos körperlos und noch viel schlimmer, Bolgar konnte den freien Westen warnen.

Wie Katmos seinen alten Körper wiedererlangte, ist unbekannt. Doch wird er sicherlich schwarze Magie dazu benutzt haben. Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Katmos vereinigte die Völker des Ostens unter dem Banner der Schwarzen Allianz und erhob sich selbst zum Kaiser eben jener. Er ließ die Truppen vor dem Grat auflaufen und bereitete im Eiltempo seine Invasion vor. Dabei nutzte er den thronsüchtigen Onkel des Zwergenkönigs, Thogar Donnerfaust, aus und versprach ihm den Königstitel unter seiner Herrschaft. Thogar Donnerfaust, blind und wahnsinnig, setzte alle Hebel in Bewegung und gründete die Rebellion der Dunkelzwerge. Diese Rebellen herrschen nun in den Zwergenstädten Bar-Dyzom und Kaz-Bryndan und ehren ihren König Thogar.

Doch Katmos wusste, er würde gegen Algemias, der die Zeit beeinflussen kann und daher Herr der Zeit genannt wird, und gegen Bolgar Weißbart, der mit seiner Lichtmagie seiner Schattenmagie stark zusetzen kann, sowie gegen Shaointe die Erleuchtete, nicht bestehen können. Daher beschloss er, das freie Fremgard in die Zange zu nehmen. Er belebte Himir wieder und brachte ihn nach Südwesten, auf die Insel der Kalimbu. Was dort geschah ist nachzulesen in der Schrift ‚Aus den Hoehen des Todes in die Tiefen von Fremgard‘.

Welche Ziele verfolgt nun dieser dunkle Magier? Es sind die Ziele eines machtsüchtigen Wahnsinnigen. Er möchte ganz Fremgard unter seine Herrschaft bringen, um, so sagt er, Khôrn das größte Opfer zu bringen, dass je ein Gläubiger seinem Gott gebracht hat. Er möchte die Welt nach seinen Vorstellungen gestalten und das Chaos nach Fremgard bringen. Denn nach seiner Überzeugung und dem Wissen, dass er durch schwarze Magie aus dem Ant’Kreon gewonnen hat, ist das Chaos viel erhabener als die Ordnung. All jenen, die zu einfältig seien diesen Sinn zu begreifen, solle er aufgezwungen werden. Nur so könne das Paradies erreicht werden.

Zu guter Letzt noch eine Beschreibung des dunklen Fürsten Katmos, damit die geneigten Leser erkennen, wenn der Teufel vor ihnen steht:

Die dürre, drahtige Gestalt mit weißer stramm über die Knochen gespannter Haut ist nie anders anzutreffen, als in tiefschwarze Seide gehüllt. Die langen, knochigen Finger erscheinen einem wie Spinnenbeine und die leuchtenden, tiefliegenden, roten Augen stechen mit jedem Blick. Die eingefallenen Gesichtszüge vermitteln jedoch trotzdem den Stolz eines Aristokraten. Die langen, dünnen, schwarzen Haare sind seltenst zu sehen. Zumeist verdeckt eine tiefe Kaputze das Gesicht des Satans.
Seine Macht ist jederzeit spürbar und die Tatsache, dass er selbst ohne einen energiespendenden Zauberstab mächtige Zauber weben kann, offenbart seine zweifellos große Kenntnis der Magie.

Schriftmeister Italias, Herr des Wortes